Die Hildebrandt-Orgel

Ohne Zweifel gehört die Hildebrandt-Orgel zu St. Wenzel zu den bedeutendsten Schöpfungen auf dem Gebiet spätbarocken Orgelbaus. Nicht nur an Zahl, sondern auch an Vielfalt der Register übertrifft sie alle Silbermannorgeln.

Ihre Disposition weist gleichzeitig konservative, im deutschen Orgelbau des Barock wurzelnde Elemente wie auch Eigentümlichkeiten auf, die dem neuen Klangempfinden entsprechen, das sich im 18. Jahrhundert entwickelt, und läßt französische Charaktermerkmale in den Hintergrund treten.

So ist dieses einmalige Werk aus der Universalität Bachschen Geistes heraus entstanden, aus der kosmischen Vielfalt seines Schaffens, das ebenfalls aus der Tradition Entwickeltes und in die Zukunft Weisendes in genialer Synthese in sich vereint.

(Autor: Ulrich Dähnert)

 

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Aus der Geschichte der Hildebrandt-Orgel

1695 - 1705

Bau der Thayßner-Orgel an der Westseite der Kirche als unmittelbarer Vorgänger der Hildebrandt-Orgel. Von ihr wird das barocke Gehäuse beim späteren Bau der Hildebrandtorgel verwendet.

1743

Johann Sebastian Bach erstellt auf Bitte des Rates der Stadt Naumburg ein Gutachten in der Orgelsache St. Wenzel, "welches auch gütigst vor genehm" gehalten wird

27.08.1743

Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Stadt Naumburg und Zacharias Hildebrandt zum Bau einer neuen Orgel in St. Wenzel

Hildebrandt erhält den Zuschlag gegenüber der Mitbewerbern Gottfried Heinrich Trost und Christian Ernst Friderici

27.09.1746

Abnahme der Orgel durch Johann Sebastian Bach und Gottfried Silbermann

1748 - 1759

Johann Christoph Altnickol (Schwiegersohn von J.S. Bach) ist erster Organist der Hildebrandtorgel in St. Wenzel

1766

Reparatur und Reinigung der Orgel durch Johann Chr. Immanuel Schweinefleisch (Leipzig)
Farbliche Gestaltung des Prospektes

1787

Reparatur durch Matthias Vogler (Naumburg)

1834

Veränderung der Disposition in Anpassung an den Zeitgeschmack durch Orgelbauer Friedrich Beyer (Naumburg), Höherstimmung um einen Halbton

1864

Reinigung und Reparatur durch Friedrich Ladegast (Weißenfels), weitere Dispositionsänderung

1912 / 15

Oskar Ladegast: Ausbau Windladen des Oberwerkes, Einbau pneumatischer Kegelladen, Entfernung von Registern, Korrektur Tonhöhe, Pfeifenkürzungen

1928

Pläne zum weiteren Umbau unter Verwendung Hildebrandtscher Register werden nicht umgesetzt

1931

Günter Ramin empfiehlt grundlegende Restaurierung

1932 - 1933

Die Orgelbaufirma Walcker (Ludwigsburg) stellt das gesamte Werk auf elektro-pneumatische Ton- und Registertraktur um. Aufstellung eines elektrischen Spieltisches und Neuintonation.

1964

Generalüberholung durch die Orgelbaufirma Hermann Eule Bautzen, Verbesserung der Intonation im Rahmen der damaligen finanziellen Möglichkeiten

1988

Einbau eines neuen elektrischen Spieltisches

1992

Im Ergebnis des Internationalen Symposiums "Die Hildebrandt-Orgel der Wenzelskirche in Naumburg - Geschichte, Bedeutung und Zukunft" wird die Empfehlung ausgesprochen, dass eine grundlegende Restaurierung und Rückführung auf den Zustand von 1746 erfolgen soll.

1993

Auftragserteilung an die Orgelbaufirma Hermann Eule (Bautzen) durch die Stadt Naumburg. Begleitung der Arbeiten durch ein Sachverständigengremium.

1996

Anlässlich des 250. Jahrestages der Hildebrandt-Orgel wird Rückpositiv wieder spielbar

Dezember 2000

Wiedereinweihung der Hildebrandt-Orgel nach erfolgter Restaurierung

Disposition

Rückpositiv (l) - C,D-c'''

Principal
Viol di Gambe
Prestanta
Quintadehn
Rohr-Floete
Vagara
Rohr-Floete
Nassat
Octava
Rausch-Pfeife
Mixtur
Fagott
8'
8'
4'
8'
8'
4'
4'
3'
2'
2 fach
5 fach
16'

Hauptwerk (ll) - C,D-c'''

Principal
Quintadehn
Octava
Spitz-Floete
Praestanta
Cornet
Gedakt
Spitz-Floete
Sesquialter
Octava
Quinta
Weit-Pfeife
Mixtur
Bombart
Trompete
16'
16'
8'
8'
4'
4 fach
8'
4'
2 fach
2'
3'
2'
8 fach
16'
8'

Oberwerk (lll) - C,D-c'''

Bordun
Principal
Hohl-Floete
Princ.und.mar.
Praestanta
Gemshorn
Quinta
Octava
Wald-Floete
Tertia
Quinta
Sif-Floete
Scharff
Vox humana
16'
8'
8'
8'
4'
4'
3'
2'
2'
1 3/5'
1 1/2'
1'
5 fach
8'

Pedal - C,D-d'

Vorderpedal-Lade

Principal
Octaven Bass
Violon Bass
Octaven Bass
Octava
Mixtur Bass
Trompet. Bass
Clarin Bass
16'
8'
8'
4'
2'
7 fach
8'
4'

Hinterpedal-Lade

Posaune
Posaune
Violon Bass
Subbass
16'
32'
16'
16'

Nebenzüge

Koppel
Koppel
Pedalkoppel
Tremulant
Schwebung
OW - HW
RP - HW
HW - P
HW + RP
OW
Sperrventil
Sperrventil
Cymbelstern
HW
OW
Tonhöhe
Temperatur
Winddruck
a'= 464 Hz/15°C
Neidhardt l (1724)
Man. 74 mm
Ped. 78 mm
Tonumfang C,D-c'''
C,D-d'

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